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Rosen statt badekostümbekleidete Damen

« ….Irgendwie schmerzte es uns, auf dem Kurortsprospekt von Weggis als Blickfang eine badekostümbekleidete Dame zu sehen, während andere Orte mit Narzissen, Kamelien, Primeln und Enzianen warben, …. « schrieb Fred Dolder am 10. Juni 1958 in seinem Rückblick auf die Gründung des Rosenfests. Er war einer von neun jungen Männern gewesen, die in der Nacht vom 14. November 1925, wenige Jahre nach Eröffnung des Strand- oder Schandbads, den „Klub der Harmlosen“ gegründet hatten. Sie waren die Väter des Weggiser Rosenfests und organisierten es zwölf Mal. Ideengeber war ein Besuch in Montreux gewesen, wo sie das Narzissenfest erlebt hatten und etwas Vergleichbares in Weggis auf die Beine stellen wollten. In der Tat warben damals andere Orte wie Montreux mit «der Schönheit der Natur» - also mit Blumen oder Bergen – oder aber mit «Musikwochen oder literarischen Zirkeln» - also geistigen Werten, wie Fred Dolder es formulierte. Er störte sich am «Reiz fremder Beine» als Werbeargument, zumal es nicht einmal ein Weggiser Mädchen auf den Prospekt geschafft hatte. Für ihn hätte wohl eine züchtige Rose auf das Plakat gehört.
1938 übernahm der Kurverein die Organisation des Rosenfests und führt diesen erfolgreichen Anlass bis heute durch. Denn aus den engagierten jungen Männern waren Familienväter und gestandene Berufsleute geworden. „Jeder wuchs in seinem Kreis in grössere Pflichten und Aufgaben hinein“, wie Fred Dolder rückblickend den Lauf der Jahre umschrieb. Immerhin: das Rosenfest verdankt sich der Initiative dieser «harmlosen» jungen Leute, badekostümbekleidete Dame hin oder her.

Inventarnummer 13044, K082 / Karin Bernath