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Vom Herrschaftshaus über das Armenhaus zum Weiterbildungszentrum

Dort, wo wir heute den raren Weggiser Wein kaufen, wo sich Hochzeitspaare in der romantischen Kapelle Eggisbühl das Jawort geben, dort, wo die jungen Leute sich in der Gastrobranche weiterbilden, befand sich einst das Herrschaftshaus, welches von einem vornehmen Junker aus Luzern gebaut worden ist. Der Junker suchte in der Sommerzeit Ruhe an einem einsamen Ort am See. Nach und nach wurde es aber stiller um dieses Herrschaftshaus. Ziegel brachen entzwei, aus den Mauern bröckelte Stein um Stein, der Wind zog durch die zerbrochenen Fenster. Schliesslich erwarb 1835 die Gemeinde den alten Herrschaftssitz und richtete ein Armenhaus ein. Ein kleiner Einblick in den Alltag in diesem Armenhaus gewährt uns die aus dem Jahre 1946 erhaltene Hausordnung der Armenkommission. Im Winter hatten die Bewohner um 20.15h das Licht zu löschen, im Sommer um 21 Uhr. Aufgestanden wurde im Sommer um 5 Uhr morgens, im Winter um 6 Uhr 30. Ein Glockenzeichen ermahnte, wann die Essenszeit begann. Wer später als eine halbe Stunde nach der vorgeschriebenen Essenszeit im Speisesaal eintraf, bekam nichts mehr zu essen. Ein Wirtshausbesuch kam unter Strafandrohung nicht in Frage. Von Bauern Alkohol zu kaufen, zu betteln oder „faul im Arbeiten“ wurde ebenfalls bestraft. Später wurde aus dem Armenhaus das Bürger- und Altersheim Eggisbühl, und 1985 wandelte es sich um in die Hotel & Gastro formation Switzerland, ein Aus- und Weiterbildungszentrum für Gastronomen. Auch in diesem Zentrum gibt es eine Hausordnung: Das Lichterlöschen ist auf 23.00 Uhr angesetzt. Ein striktes Alkoholverbot gibt es nach wie vor in diesem Haus. Auch wenn es sich um angehende Gastronomen handelt und sie stets den Rebberg Eggisbühl vor Augen haben. Und: nicht weit entfernt von ihrem alkoholfreien Haus wird der Blauburgunder, Federweisser und Grappa gelagert. Die härteste Strafandrohung ist dieselbe wie im Armenhaus: Wegweisung. Man mag die eine oder andere Kontinuität erkennen, aber der Weg vom Herrschafts- über das Armenhaus bis hin zum Weiterbildungszentrum war dennoch weit.

 

Inventarnummer 13344, Kasten 2, Altes Schulhaus / Karin Bernath

 

Bild: https://www.grandervertrieb.ch/ch/referenzen-kunden