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Bauruine mit Aussicht

Bis in die 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden die ankommenden Gäste auf Rigi Kaltbad mit dem Charme des durch die «Schneerose» Rosa Dahinden* berühmt gewordenen Hotel Bellevue begrüsst. Dann folgten Jahre, in denen Rigi Kaltbad verwahrloste. In der Ausgabe vom 2. Mai 2007 schreibt die grösste Wochenzeitung der Zentralschweiz: „Am schönsten Punkt steht eine Bauruine, im Hallenbad sind Möbel eingelagert, auf dem Tennisplatz liegt Dreck, in der Kegelbahn sind Skis eingestellt, und die Arbeiten rund um die geplante Schaukäserei sind offenbar ins Stocken geraten. Auf Rigi Kaltbad, dem einzigartigen autofreien Kurort im Kanton Luzern, herrscht das Chaos. Touristen bleiben aus…“. Die unübersehbare Bauruine lag an prominenter Lage gleich neben dem Bahnhofgebäude. Verantwortet hat sie der Wunschkandidat aller damals Involvierten: Paul Kostrewa aus dem deutschen Königswinter. Kostrewa hatte zuvor bereits den Vitznauerhof gekauft und renoviert und schien ein so sicherer Wert zu sein, dass es niemandem die Mühe Wert war, seine Geschäftspraktiken zu überprüfen. Nach Baubeginn konnte das bereits vorhandene 72-Millionen-Mark-Loch nicht mehr gestopft werden. Die Gemeinde beschloss 2006, Steuergelder in die Hand zu nehmen und den Rohbau abreissen zu lassen. Nach 2012 präsentiert sich Kaltbad wieder als attraktiver Ausflugsort: Anstelle der Bauruine empfängt ein prämierter Bau die aus Vitznau ankommenden Gäste, im neuen Bahnhofsgebäude erhält man freundlich Auskunft und kann sich mit Andenken oder Naschereien eindecken, der Platz mit den Glaspyramiden macht neugierig auf das vom Stararchitekten Botta errichtete Bad. Die Bauruine ist Geschichte geworden.

 *s. Blog „Der weibliche Columbus der Rigi“

 

Bild: http://www.picswiss.ch/02-SZ/Seite-20/sSZ-29-48.html vom 29.1.2021 / Roland Zumbühl, 30.12.2005, Bild-Nr. 05.2-9807 / Karin Bernath